Unstimmigkeiten im Jahresabschluss haben keine Chance, wenn sie im Unternehmen auftauchen: Wirtschaftsprüfer stellen sicher, dass bei der Buchhaltung und Bilanz alles fehlerfrei und ohne betrügerische Absichten abläuft.
Dabei ist Wirtschaftsprüfung kein nettes Add-On zur Selbstvergewisserung, sondern eine klare Verpflichtung. So sind alle Firmen mit einer Bilanzsumme von über sechs Millionen Euro, einem Jahresumsatz von mehr als zwölf Millionen Euro oder einer Belegschaft mit mehr als 50 Mitarbeiter:innen verpflichtet, Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, sofern mindestens zwei der genannten Merkmale zutreffen.
Doch was macht ein Wirtschaftsprüfer eigentlich genau? Und welches Gehalt können Wirtschaftsprüfer erwarten?
Inhaltsverzeichnis
Im Mittelpunkt steht die Prüfung von Bilanzen und Abschlüssen eines Unternehmens. Dabei behalten Wirtschaftsprüfer den Überblick über die Bilanz der Firma und die wirtschaftliche Lage, die Bewertung der Wirtschaftlichkeit erfolgt jedoch nicht!
Zu den Wirtschaftsprüfer Aufgaben gehört an dieser Stelle eine Recherche und Auswertung von Daten und Darstellung der Ergebnisse in verständlichen Berichten und Schaubildern.
In der Regel läuft eine Wirtschaftsprüfung, auch wegen der teils gewaltigen Datenmenge, stichprobenartig ab. Liegt allerdings ein begründeter Verdachtsfall zu betrügerischen Absichten vor, kommt eine sogenannte forensische Untersuchung in Frage. Hier werden alle Unterlagen lückenlos geprüft - ein Vorgang, der aufgrund des hohen Zeitaufwands nicht standardmäßig erfolgen kann.
Der Job Wirtschaftsprüfer hört sich spannend an, doch wie kann der Beruf ergriffen werden? Und ist ein Quereinstieg mit entsprechendem Branchen-Hintergrund möglich? Zunächst einmal ist “Wirtschaftsprüfer” eine geschützte Berufsbezeichnung. Als Voraussetzung gilt ein erfolgreiches Examen und eine persönliche Eignung, die Prüfung und Aufsicht obliegt dabei der Wirtschaftsprüferkammer.
Am Beginn der Karriere steht in der Regel ein Bachelor-Studium in Wirtschaft, Rechnungswesen oder einem verwandten Bereich. Im Anschluss muss ein angehender Wirtschaftsprüfer mindestens 3-4 Jahre praktische Erfahrung, davon 2 Jahre in der Prüftätigkeit mitbringen. Erst danach kann die Zulassung zum Wirtschaftsprüfungsexamen erfolgen, an dessen Abschluss der Titel Wirtschaftsprüfer steht.
Eine andere Möglichkeit eröffnet sich für Quereinsteiger aus der Steuerberatung, allerdings ist hier das Wirtschaftsprüferexamen verpflichtend, wenn auch unter angepassten Voraussetzungen.
Letzten Endes führt aber kein Weg am Examen vorbei! Dieses kostet 500 € für die Zulassungsgebühr und weitere 1.500 € Prüfungsgebühr. Liegen die Grundlagen zum Antreten der Prüfung vor, kann zwei Mal im Jahr das Examen vor der Kammer abgelegt werden.
Die Prüfung besteht aus 7 schriftlichen und einer mündlichen Prüfung, die wie folgt aufgebaut sind:
2 Klausuren in Wirtschaftliches Prüfungswesen, Unternehmensbewertung und Berufsrecht
2 Klausuren in Angewandter Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre
1 Klausur in Wirtschaftsrecht
2 Klausuren in Steuerrecht
Soviel zum üblichen Ablauf. Die Examensprüfung muss allerdings nicht zwangsläufig in diesem Rahmen ablaufen. Wurde etwa ein akkreditiertes Masterstudium absolviert, entfallen die Prüfungen in den Bereichen Angewandte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsrecht. Auch eine Anrechnung von gleichwertigen Prüfungsleistungen aus anderen Studiengängen ist möglich.
Steuerberater haben die Möglichkeit, die Prüfung in verkürzter Form abzulegen, hier entfallen sowohl die schriftliche als auch die mündliche Prüfung im Steuerrecht.
Allgemein gilt: Ein erfolgreich abgelegtes Examen ist lebenslang gültig!
Nicht schaden kann zunächst einmal ein sehr gutes mathematisches Verständnis und Spaß an Berechnungen & der Arbeit mit Zahlen. Darüber hinaus sind für Wirtschaftsprüfer analytische Fähigkeiten sowie eine strukturierte und zuverlässige Arbeitsweise nützlich. Teamgeist und Verschwiegenheit im Umgang mit vertraulichen Informationen sind ebenfalls unerlässlich.
Gerade bei der Arbeit mit internationalen Kunden gehören gute Englischkenntnisse zwingend zum Job dazu. In der Wirtschaftsprüfung kann ein Arbeitstag auch mal länger ausfallen: Durchhaltevermögen und gute Nerven schaden hier nicht!
Am Beginn der Karriereleiter als Wirtschaftsprüfer stets meist die Arbeit als Wirtschaftsprüfungsassistent, um erste Erfahrungen in eigenen Projekten zu sammeln. Weitere berufliche Aufstiegschancen liegen in der Tätigkeit als Senior Consultant, Manager oder gar Partner einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Ein gutes Stichwort, denn wo arbeiten Wirtschaftsprüfer überhaupt? Karrierechancen ergeben sich klassisch in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, aber auch Steuerberatungen oder genossenschaftliche Prüfungsverbände suchen fähige Wirtschaftsprüfer. Theoretisch ist ebenfalls der Gang in die Selbstständigkeit mit entsprechender Erfahrung eine Option.
Den größten Teil des weltweiten Umsatzes machen allerdings die als Big Four bekannten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, EY (Ernst and Young), KPMG und PricewaterhouseCoopers (PwC) aus. Wer für die großen Namen arbeiten möchte, ist hier gut aufgehoben, sollte aber ein dickes Fell und die Bereitschaft zum Jobhopping mitbringen.
Eine der wichtigsten Fragen, wenn es darum geht, einen Beruf zu ergreifen: Was landet am Ende des Monats auf dem eigenen Konto? Die Spanne eines fertigen Wirtschaftsprüfers variiert abhängig von der Berufserfahrung und dem Arbeitgeber zwischen 71.000 € und 92.000€ brutto im Jahr. Im Schnitt liegt das Gehalt bei ca. 81.000 €.
Dazu muss allerdings gesagt werden: Je nach Karrierepfad und Position kann der Verdienst sowohl nach oben als auch unten ausschlagen.
Die Entscheidung für eine Karriere als Wirtschaftsprüfer ist definitiv eine attraktive berufliche Chance für zahlenbegeisterte Menschen, die bereit sind die Extra-Meile zu gehen. Bringt man die nötige Ausdauer mit, sich die Karriereleiter als Wirtschaftsprüfer hinauf zuarbeiten, winkt am Ende eine Tätigkeit, die nicht nur gut bezahlt wird, sondern einen echten Mehrwert für die Wirtschaftswelt erbringt.
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